– Monatsstein Oktober –
Fundorte: Brasilien, Afghanistan, Australien, Birma, Indien, Madagaskar, Malawi, Mozambique, Namibia, Nepal, Nigeria, Pakistan, Russland, Sambia, Simbabwe, Sri Lanka, Tansania, USA und Zaire
Mohshärte: 7 -7,5
chem. Zusammensetzung: XY3Z6[(OH4)/(BO3)3/Si6O18], andere Möglichkeiten X = Na, Ca; Y = Mg, Li, Fe; Z = Al, Fe, Cr
Spez. Gew.: 3 – 3,2
Kristallsystem: trigonal
Brechungsindex: 1,62 – 1,64
Der Edelstein, der an Farbenpracht und Vielfalt im Reich der Juwelen nicht seinesgleichen hat, schreibt gegenüber den „Klassikern“ noch nicht allzulange Geschichte. Erst 1703 brachten Holländer erstmals Turmaline aus dem fernen Ceylon nach Europa, und es vergingen weitere 200 Jahre, bis man für dieses kompliziert zusammengesetzte Mineral überhaupt eine chemische Formel aufstellen konnte. Aber wen interessiert schon die Chemie, wenn er sich schmücken und nach Herzenslust in Farbe schwelgen möchte. Die Fülle der herbstlichen Natur scheint im Turmalin kristallisiert zu sein und macht ihn deshalb als Monatsstein für den Oktober so beliebt.
Würde nicht das untrügliche Gefühl für Werte das Bedürfnis schüren, die vier bekanntesten Edelsteine – Diamant, Rubin, Saphir und Smaragd – in der Schatulle zu haben, dann würde die Turmalinfamilie allein genügen, jeden Wunsch nach Farbkombinationen zu erfüllen. Der Turmalin erfreut uns dabei mit mehr als 50 Nuancen von farblos über rosa, rot, gelb, braun, grün und blau bis zu schwarz. Den ganzen Regenbogen kann man sich in einer Linie um Handgelenk und Hals legen.
Häufig genug zauberte die Natur sogar rot und grün, blau und purpurn, oder gelbgrün und schwarz mit allen Zwischenschattierungen in ein und denselben Kristall. Sitzen die verschiedenen Farben in den grundsätzlich langgestreckten Säulen übereinander, sprechen Sammler liebevoll von Türken- oder Mohrenköpfen, und es lassen sich daraus raffinierte Schmuckstücke schneiden. Der Goldschmiede ganze Wonne aber sind „Melonensteine“, die, wie der Name schon verrät, in einer grünen Schale einen roten Kern besitzen. Mehrere Scheiben aus dem gleichen Kristall lassen sich dann zu entzückenden Blüten und Schmetterlingsbroschen komponieren.
Nicht nur durch seine Vielfarbigkeit, sondern auch mit seiner Härte von etwa 7,5 die noch über den Quarzen liegt, bringt der Turmalin alle Voraussetzungen für einen schätzenswerten Edelstein mit sich. Darüber hinaus birgt er einige physikalische Eigenschaften, die ihn zum wahren Wunderstein gemacht hätten, wäre er schon im Mittelalter verbreitet gewesen. Die elektrische Aufladung durch kurzzeitige Erwärmung oder durch Druck, die sich zeigt, wenn Staub, Asche und Papierschnitzel angezogen werden, brachte dem Turmalin schon bei unseren Vorfahren den Beinamen Aschenzieher ein. Behauptet wurde sogar, die Steine würden im Dunkeln leuchten, aber das ist natürlich ein hübscher Traum. Erwiesen ist dagegen, dass Lampenlicht die Wirkung der meisten roten und grünen Turmaline erhöht.
Stark ausgeprägt ist schließlich der Pleochroismus, die unterschiedliche Farbtiefe in den verschiedenen Richtungen des Kristalls. Deshalb wird der Schleifer bei Exemplaren von satter Farbe die Tafel stets parallel zur Haupt-(Längs-)Achse legen, sonst würde der Stein nahezu undurchsichtig. Die größeren Turmaline im Treppenschliff haben immer eine längliche Form. Gelegentlich trifft man sogar auch Katzenaugen an, die dann als Cabochons geschliffen werden. Der Effekt entsteht durch parallel eingelagerte Kristallfasern oder sehr dichte, feine Wachstumsröhren.
In der Esoterik werden dem Turmalin die besten Kontakteigenschaften zugeschrieben. Er soll wertvolle Freundschaften und Verbindungen vermitteln, Wissen und Geisteskraft bereichern, für Harmonie sorgen und ganz allgemein beliebt machen. Auch mag er anhaltende Gesundheit schenken.
Die ergiebigsten Vorkommen dieses vielgesichtigen Edelsteins, dem man wohl aus diesem Grunde nachsagt, die Muse zu beflügeln und die Intuition zu fördern, liegen in Brasilien, in Minas Gerais und Bahia. Hier werden die grünen Turmaline auch als Abzeichen von Geistlichen getragen, was angeblich die Keuschheit erhalten soll. Alle Farben, die man sich nur wünschen kann, sind an verschiedenen Stellen des Landes zu finden, interessanterweise jedoch niemals in der gleichen Quarz- oder Pegmatit-Ader. Einen Namen machten sich daneben die grünen Turmaline aus Tansania durch ihre smaragdähnliche Farbe. Einer der größten Kristallkeller wurde eines Tages bei Usakos in Namibia entdeckt, als ein Sprengmeister angeblich ein paar übriggebliebene Dynamitstangen verbrauchen wollte.
Das vielfarbige Erscheinungsbild des Turmalins macht für den Laien das Erkennen nicht gerade leicht. So muss man sich vor allem bei grünen Steinen vor dem als Imitation häufig anzutreffenden synthetischen Spinell hüten. Aber schon in viel früherer Geschichte kam es zu Verwechslungen. So schenkte König Gustav III. von Schweden der russischen Zarin Katharina der Großen eines Tages einen ansehnlichen „Rubin“. Es ist zwar ein bemerkenswert großer und schöner, roter Stein, aber in Wirklichkeit ein Turmalin. Heute weiß man auch, dass die neben Diamanten verarbeiteten Farbsteine in zwei Zarenkronen des 17. Jahrhunderts Turmaline sind, wie auch manche Juwelengarnituren auf noch älteren russischen Evangeliaren und Ikonen. Im Biedermeier war Turmalin schon einmal Lieblingsstein der Frauen. Man gab den verschiedenen Farben besondere Namen und schmückte sich mit dem roten Rubellit, dem grünen Verdelith, dem blauen Indigolith, dem braunen Dravit oder dem farblosen Achroit. Auch heute trifft man noch gelegentlich auf diese Bezeichnungen. Farbgeber sind Mangan, Chrom, Vanadium, Eisen und andere Elemente, und einige Wunder sind offenbar noch aufgespart. Welche Überraschungen die Natur dem Menschen im 20. Jahrhundert bieten kann, beweisen die traumhaft schönen intensiv blauen und blaugrünen Turmaline, die 1987 in der Mina da Batalha im brasilianischen Staat Paraiba entdeckt wurden. Spuren von Kupfer sind, wie emsige Forscher alsbald herausfanden, die Ursache für die unvergleichliche Farbe. Paraiba-Turmaline haben verständlicherweise ihren Preis. Aber wer sie einmal gesehen hat, wird sie nie mehr vergessen und wenigstens einen davon besitzen wollen.
Wenn der Monat Oktober vor allem den Farbsinn stimuliert, dann rückt noch ein weiterer Edelstein ins Blickfeld: der edle Opal. In allen Regenbogenfarben schillern und leuchten kleine Farbflächen aus milchweißem oder – noch begehrter – grauschwarzem Bett auf. Der Grund für das herrliche Lichtspiel wurde erst vor 30 Jahren entdeckt, als das Elektronenmikroskop die Kugelstruktur der wasserhaltigen Kieselsäure preisgab. Das klassische Land der Opale war rund 2000 Jahre lang Ungarn, bis es vor gut 100 Jahren von Australien, das besonders durch seine schwarzen Opale berühmt ist, abgelöst wurde. Magische Kräfte schrieb man dem Stein schon im Altertum zu. Man glaubte, der Opal stärke die Sehkraft und verleihe sogar die Gabe des Hellsehens. Schützen sollte man ihn jedoch vor anhaltender Wärme und trockener Luft.