Die ersten Perlen sind allen Anzeichen nach bei der Nahrungssuche entdeckt worden. Ihre runde Form und ihr feiner Lüster ließen sie als Wunder der Natur erscheinen, denen unsere Vorfahren Verehrung und Respekt entgegenbrachten. Im Laufe der Zeit verwendeten sie die Perlen zum Schmücken von wertvollen meist religiösen Gegenständen und Personen. Der älteste bekannte Perlenschmuck ist eine Kette, die bei Ausgrabungen im Winterpalast der persischen Könige in Susa in einem Sarkophag gefunden wurde. Das Alter der Kette wird auf 4.300 Jahre geschätzt. Sie liegt heute im Ägyptischen Museum in Kairo.
Der Handel mit Perlen erreichte im Römischen Reich seinen Höhepunkt. Es musste ein Gesetz gegen Perlenluxus erlassen werden, und nur Leute von entsprechendem sozialen Rang durften Perlen tragen. Nero ließ mit Perlen die Wände seiner Sänfte auslegen, Caesar zahlte im Jahre 56 v. Chr. umgerechnet 1,3 Millionen Euro für eine Perle. Caligula besaß perlengeschmückte Stiefel, sein Pferd trug ein Perlencollier und seine zweite Frau erschien zu einem bescheidenen Verlobungsfest mit Perlen und Smaragden geschmückt, die umgerechnet die kleine Summe von 8,6 Millionen Euro darstellten. Und die berühmte Wette zwischen Kleopatra und Mark Anton? Sie behauptete, eine Mahlzeit im Wert von umgerechnet 12,5 Millionen Euro verspeisen zu können und gewann, in dem sie einen ihrer berühmten Perlohrringe in Essig auflöste und das Ganze trank. Der zweite Perlohring wurde nach dieser überzeugenden Zeremonie gerettet, nach ihrem Tod in zwei Teile geteilt und an die Ohren der Venus-Statue im Pantheon gehängt. Ein Märchen? Vielleicht, denn heute weiß man, dass sich Perlen in Essig nicht auflösen, aber – ihre Schönheit stirbt. In Europa wetteiferten die Höfe im Perlenprunk. Eigene Perlenhefter wurden beschäftigt, die in Mode gekommenen Perlenröcke zu nähen und zu besticken. Maria Medici, die Frau des französischen Königs Heinrich IV. trug zur Taufe Ihres Sohnes ein mit 3.000 Diamanten und 30.000 Perlen besticktes Staatskleid, dessen Gewicht ihr jede Bewegung unmöglich machte. Im 16. und 17. Jahrhundert gingen die Fürsten auf die Suche nach Flußperlen. Noch heute findet man reichliches Anschauungsmaterial und besonders interessante Stücke im Grünen Gewölbe in Dresden.
Zu den berühmtesten und größten Perlen gehört die „Hope-Perle“, eine 5 cm lange Barockperle des Bankiers Hope. Sie ist an einem Ende weiß, an dem anderen grün. Und die von Cellini gearbeitete „Tritonperle“, die eine Amerikanerin 1931 aus dem Besitz der Prinzessin Mary von England für 10.000 Pfund erwarb und sie einem Museum stiftete. Ungewöhnlich große Perlen enthält der österreichische Kronschatz in Wien. Schöne Barockperlen finden sich in den Schmuck-Sammlungen des Dresdner Gewölbes und in den perlenbesetzten Monstranzen des Loreta-Schatzes in Prag. Eine Berühmtheit ist die halbschwarze birnenförmige Perle in der Münchner Schatzkammer, die sogenannte „Pfälzische Perle“, die sich früher im Besitz des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz befand.