– Monatsstein Juli –
Fundorte: Birma, Thailand, Sri Lanka und Tansania
Mohshärte: 9
chem. Zusammensetzung: Al2O3 (Tonerde)
Spez. Gew.: 3,9-4,1
Kristallsystem: trigonal
Brechungsindex: 1,76 – 1,77
Die Bibel sagt, dass Weisheit kostbarer ist als Rubine. Höher kann man ihren Wert wahrlich nicht ansetzen, denn der Rubin ist seit vielen tausend Jahren der wertvollste Edelstein der Welt. Und das gilt auch heute noch.
Schon im 16. Jahrhundert wurde ein makelloser Rubin-Einkaräter von ausgezeichneter Farbe achtmal höher bewertet als ein vergleichbarer Diamant, und in den letzten Jahren erzielte ein 16karätiger Rubin einen Rekordbetrag in Millionenhöhe, wobei der Karatpreis bald doppelt so hoch lag wie bei wesentlich größeren lupenreinen Diamanten. Erstklassige Rubine sind ebenso selten, dass selbst die erfahrensten Edelsteinspezialisten alle Handelshäuser und Auktionen der Welt eingehend durchkämmen müssen, um sie zu finden. Größen über fünf Karat sind Raritäten.
Dabei ist das Ausgangsmaterial, der Korund, chemisch schlichte Tonerde, Aluminiumoxyd, in seiner Härte und Beständigkeit allerdings nur vom Diamanten übertroffen. Der entscheidende Faktor, der dem Rubin seinen hohen Wert verleiht, ist indessen die durch Spuren von Chrom hervorgerufene Farbe. Die Spitzenqualitäten sind von einem so bestechenden Rot, wie man es nur träumen kann: Die Farbintensität feiner Rubine ist wie glühende Kohlen, vielleicht die intensivste Farbsubstanz, die unsere Vorfahren je sahen. Es ist deshalb kein Wunder, dass sie diesem Feuer, das immerwährend brannte, ohne sich zu verzehren, magische Kräfte zuschrieben. So gewann der Rubin als Stein für den Hochsommermonat Juli seine Bedeutung. Er gilt als Symbol für Macht, Tapferkeit und Würde, als Stein des Lebens und Bewahrer der Liebe.
Im Mittelalter galt er als Schutz vor der Pest, denn dem Rubin wurde nachgesagt, er verdunkle sich bei nahendem Unheil. Der russische Zar Peter der Große soll stets einige lose Steine als Talisman in der Tasche gehabt haben. Schon im Altertum werden Rubine als Mittel gegen „zersetzende Krankheiten“ empfohlen. Außerdem hieß es, sie stärkten und erfreuten das Herz und förderten die sexuelle Energie. Späterer Wunderglaube besagt, dass ein Rubinring den Menschen gut macht und ihm zu Land und Titeln verhilft. Bedingung war jedoch, dass man ihn an die linke Hand steckte. Trug man ihn dagegen rechts, sollten sich seine guten Eigenschaften in ihr Gegenteil verkehren.
Die berühmtesten Fundorte feiner Rubine liegen in Burma, dem südostasiatischen Land, das seit 1989 den Namen Myanmar trägt. Steine aus den legendären Minen von Mogok haben oft eine so reine rote Farbe, die als „taubenblutrot“ bezeichnet wird, und noch schwärmerischer hat man sie „Blutstropfen aus dem Herzen der Mutter Erde“ genannt. Myanmar produziert auch intensiv rosafarbene Rubine, die ebenfalls eine lebhafte und hinreißend schöne Farbe haben. Viele Steine aus Burma zeigen unter ultravioletter Strahlung eine starke Fluoreszenz und stehen im Ruf, ihre lebhafte Farbe bei jeder Beleuchtung zu behalten.
Steine, deren Certifikat als Herkunft Burma angibt, werden gewöhnlich mit Aufpreis verkauft, weil viele Kenner einen Rubin bevorzugen, der von einem so romantischen und historischen Ort abstammt. Dazu kommt der Seltenheitswert, denn Myanmar produziert heute nur noch sehr wenig Material. Jedoch ist die Herkunft, wenn sie überhaupt noch anhand typischer Einschlussmerkmale an geschliffenen Steinen festgestellt werden kann, nicht gleich eine Garantie für Qualität, denn in allen Minen dieser Welt ist die Mehrzahl der geförderten Steine von minderer Güte. Aus alter Zeit wird berichtet, dass beim Fund eines großen und schönen Rubins ein Staatsempfang gegeben wurde.
Die Diskussion um den Ursprung der Spitzensteine hat sich ohnehin dramatisch zugespitzt, als vor einiger Zeit auf dem Markt Rubine von einer neuen Mine in Vietnam auftauchten. Die Steine sind den Burma-Rubinen sehr ähnlich und in Einzelexemplaren von so außergewöhnlicher Transparenz, dass sie diese noch an Schönheit übertreffen. Tatsächlich deutet die Geologie der neuen Mine darauf hin, dass es sich um eine Fortsetzung derselben Formation von verwittertem Marmor handeln könnte, in denen sich die burmesischen Lagerstätten befinden.
Feine Rubine werden ebenfalls in Sri Lanka, Thailand und Kenia gefunden. Steine aus Sri Lanka tendieren meist zur Pinkfarbe und sind zarter im Ton. Einige jedoch erinnern an das lebhafte Rosarot von Burma-Rubinen. Thai-Rubine sind eher von einem dunkleren Rot. Das macht sie vor allem in den USA beliebt. Bezogen auf die Intensität der Farbe kann man übrigens in alten Büchern auch eine Unterscheidung in männliche und weibliche Rubine finden, wobei die dunkel-karminroten dem Mann, die hell-rosenroten der Frau zugeordnet sind.
Rubine aus Kenia und Tansania überraschten bei ihrer Entdeckung in den 60er Jahren die Experten durch eine Farbschönheit, die es mit den Weltspitzenexemplaren aufnehmen konnte. Leider haben die meisten afrikanischen Steine zahlreiche kleine Risse, die die Transparenz mindern, und sind deshalb nicht zum Facettieren geeignet. Ihre phantastische Farbe entfalten sie jedoch in voller Schönheit bereits im Cabochon-Schliff. Gelegentlich tauchen einzelne erstklassige Rubine aus Afghanistan oder aus dem Pamir-Gebirge auf dem Markt auf.
Der Rubin gehört damit nach wie vor zu den Wundern des Morgenlandes, ist es doch auch Teil des Titels indischer Fürsten, „König der Rubine“ zu sein. Mit Sicherheit schlummern bis heute die meisten hochkarätigen Rubine in ihren Schatzkammern. Nicht einmal ein halbes Dutzend geschliffener Steine war so groß, dass sie eigene Namen bekamen, wie etwa der Rosser Reeves (138,7 Karat) im Smithonian Institut in Washington. Die einstmals so berühmten „Rubine“ im britischen Kronschatz wurden dagegen eines Tages als Spinelle entlarvt.
Wenn auch bei diesen Steinen vermutlich keine absichtliche Täuschung vorlag, da man jahrhundertelang Spinelle und Rubine nicht unterscheiden konnte, zumal sie an den gleichen Orten gefunden werden, ist die Zahl der heute existierenden Imitationen und Synthesen verständlicherweise sehr groß. Rubinglas fand man beispielsweise schon in keltischen Gräbern, und die Herstellung der ersten künstlichen Rubine gelang bereits 1891.
Da die Nachfrage für feine Rubine nur durch die geringen verfügbaren Vorräte begrenzt wird, sorgen Nachrichten über neue Vorkommen im Handel stets für Aufregung.